KUNSTHAUS OGGERSHEIM
Galeristin Marina Kiehns, Schillerplatz 2, 67071 Ludwigshafen-Oggersheim
Öffnungszeiten: MI-DO-FR - 16 bis 19 Uhr | SA - 14 bis 17 Uhr
Tel.: 0621/ 68 55 411, Mobil: 0177-799 39 43
eMail: info@kunsthaus-oggersheim.de
www.kunsthaus-oggersheim.de

Abbildungen:

- Victor Popov 'O.T.', Acryl auf Sperrholz, 28x65 cm, 2003 -556 KB
- Alexander Schmidt 'Horizont', Öl auf Leinwand, 100x120 cm, 2006 - 624 KB

 

9. März - 12. Mai 2007
VICTOR POPOV & ALEXANDER SCHMIDT
'Von Farbe verweht'

Malerei und Wanobjekte

Vernissage: Freitag, 9. März 2007 um 19 Uhr


Victor Popov 'O.T.', Acryl auf Sperrholz, 28x65 cm, 2003


Alexander Schmidt 'Horizont', Öl auf Leinwand, 100x120 cm, 2006

Im Rahmen der Ausstellung
Lesung mit der Heike Marx
neues Buch "Und Freitag Vernissage …"
Sonntag, den 22. April um 11 Uhr
Eintritt 5 € / 3 €.

Victor Popov & Alexander Schmidt
"Von Farbe verweht" (Malerei und Wandobjekte)
9. März - 12. Mai 2007

Die Frühlingsausstellung des Kunsthaus Oggersheim widmet sich den beiden in Kasachstan geborenen Künstlern:
Victor Popov (Düsseldorf) und Alexander Schmidt (Mannheim).

Victor Popov, 1952 geboren in Kasachstan, absolvierte im sibirischen Semipalatinsk, dem Zentrum der russischen Atomversuche, seinen Wehrdienst, besuchte eine Malschule in Alma-Ata und nahm schließlich ein Kunststudium an der Hochschule für angewandte Kunst im westukrainischen Lemberg auf, was er eigener Aussage zufolge nach seiner Jugend in der sibirischen Steppe als "Ankunft Zentrum Europas" empfang. Das akademische Schaffen jedoch war ihm bald zu eng und er begann die Dinge darzustellen, wie sie sich ihm präsentieren. Das allerdings entsprach allenfalls in Teilen der von seinen Lehrern geforderten akademischen Manier, ausgerichtet an den Prinzipien des sozialistischen Realismus. Seine Abkehr von den das politische System verherrlichenden und die gesellschaftlichen Strukturen idealisierenden Prinzipien brachten ihm nicht nur die Mißgunst seiner Lehrer ein, sondern veranlassten ihn schließlich - sei dies freiwillig geschehen oder in Ermangelung entsprechender Möglichkeiten - seine Werke nicht mehr zu zeigen, um nicht anzuecken oder mehr noch, um nicht das Risikoempfindlicher Sanktionen einzugehen.

Diese aus dem Schicksal geborene Strategie teilte er mit vielen inoffiziellen Künstlern, ließ ihn wie diese zu einem Außenseiter werden, der keine Chance auf kunstkritische Beachtung hatte, der sich nicht vermittels seiner Kunst mitteilen geschweige denn von selbiger leben konnte: nicht ausstellen zu können oder zu dürfen bedeutete in Unbekanntheit zu versinken. "Alles bislang Gelernte war mir nur fremd und ich sah mich mehr und mehr in der Situation, meinen eigenen Stiel zu finden", sagt Popov nicht ohne anzufügen, dass er sich sehr wohl stets darüber bewusst gewesen sei, dass dies in der UdSSR der 70er Jahre (eben als er anfing, seinen eigenen Stil auszuprägen) zu einem außerordentlich heiklen Unterfangen geraten konnte.

Vor allem während seiner Zeit in St. Petersburg, wo er sich ab 1971 zunächst sporadisch und seit 1984 bis zu seiner Emigration nach Deutschland im Jahre 1991 dauerhaft aufhielt, verfolgte er konsequent seine eigenen Ziele. Hier entwickelte er einen höchst eigenwilligen Stil, der sowohl phantastisch-realistische Komponenten als auch Elemente der Karikatur enthielt - eine figurative künstlerische Ausdrucksweise, die von bisweilen tiefschwarzem Humor gekennzeichnet ist. Bis in die 90er Jahre hinein steht der Mensch im Mittelpunkt seiner Arbeit; dies, wenn gleich eher hintergründig, gilt auch für sein aktuelles Kunstschaffen.

In den späten 90er Jahren scheint sich ein - zumindest vorläufiger - Bruch mit dem Figurativen zu vollziehen. Es entstehen Kompositionen, vorzugsweise aus Holz. Popov wählt Bildtitel, die entweder das unmittelbar zu Erkennende aufgreifen, oder solche, die als abstrakte Begriffe den Betrachter auf eine Fährte setzen, die Interpretation des Werkes jedoch offen lassen. Das Kolorit dieser Kompositionen bleibt oft verhalten, als reliefartige Collagen sind sie eine bemerkenswerte Synthese von Malerei und Skulptur. In diesen rauhen Arbeiten ist auch der Handwerker Popov wieder zu finden, der viele Jahre lang Turn- und Spielgeräte ersonnen und gefertigt hat, Auftragsarbeiten für Kinderspielplätze, die seinen Lebensunterhalt sicherten: eine gängige Praxis bei jenen Künstlern, die ihre künstlerische Bestimmung nicht in der Erfüllung der Doktrin des sozialistischen Realismus oder in davon abgeleiteten, gewissermaßen kunstideologisch gemäßigten Formen sahen. Zu finden ist hier, wie in anderen konstruktivistisch anmutenden Bildwerken, ein Künstler, der die russische Avantgarde für sich entdeckt, deren Formsprache reflektiert und in die Gegenwart transferiert: Namen wie Ivan Puni, Vasilij Ermilov, Ivan Kliun oder Nikolaj Suetin klingen an. Die Wendung Victor Popovs vom humoristisch-ironischen Tenor hin zu einer vergleichsweise ernsthaften Auseinandersetzung mit dem kulturhistorischen Erbe seiner russischen Heimat scheint wie ein in der Fremde notwendig gewordenes Bekenntnis, das an den Prozess der Identitätsbestimmung eines Emigranten gekoppelt ist.

Von dem Künstler Victor Popov sind Plastiken und Wandobjekte zu sehen, in denen er die Formensprache der russischen Avantgarde für sich entdeckt, reflektiert und in die Gegenwart transferiert.

Alexander Schmidt wurde 1960 auch in Kasachstan, in Kischmischi geboren. Nach der zweijährigen Ausbildung als Restaurateur in St. Petersburg hat er das Studium an der "Gerzen" -Kunsthochschule auch in St. Petersburg absolviert. Seit 1988 Ausreise in die Bundesrepublik Deutschland. Lebt mit seiner Familie in Mannheim.

Der Künstler Alexander Schmidt entwickelte eine Formensprache, die den Charakter des Bildes als Bestandteil der modernen Kunstwelt betont. Durch die flächigen, zeitlosen Formen und die stark reduzierten Farben, passen sich diese Bilder organisch in ein zeitgemäßes Wohnambiente ein. Er verwendet bei seinen Oberflächenstrukturen plastische Substanzen, die der Künstler mit Linien und Furchen bearbeitet, so dass Schattenwirkungen entstehen. Wie bei einer erstarrten Lavamasse formen sich diese Substanzen zu symbolhaften Landschaften. Die Materialität der Bilder spricht für sich selbst, darüber hinaus vermittelt seine Bilder aber auch eine humanistische Botschaft, denn es fällt auf wie sehr der Gegensatz zwischen der geometrischen Fläche und der vegetativen Naturform betont ist.
Diese humanistische Botschaft kommt in seinen aktuellen Arbeiten, den sanften, farblichzurückgenommenen Landschaften verstärkt zum Ausdruck.

"Von Farbe verweht" diesem Titel der Ausstellung werden beide Künstler gerecht, sowohl Popov mit den übermalten Reliefs, Plastiken und Materialcollagen, wie auch die sanftzerfliesenden Gemälde von Schmidt.

Quellen: "Victor Popov. Bewegung nach oben" Staatliches Russisches Museum und Palace Editions Europe 2005; Alexander Schmidt Katalog 2004, Muzej i galerija ljetnjikovca Buca