DANIEL
KOCH
ERÖFFNUNG:
am Freitag, den 20. Februar um 19 Uhr
Einführung: Marina Miresova-Feider
Musik: Irina Kawerina (Akkordeon)
Das Wandbild, über
Jahrhunderte hinweg Medium künstlerischer Gestaltung,
hat in der Moderne gegenüber neuen Gattungen so stark
an Bedeutung verloren, dass es schon vielfach totgesagt worden
ist. Dennoch hat es als ein legitimes Ausdrucksmittel keineswegs
abgedankt, wie auch Daniel Koch in seiner Arbeit unter Beweis
stellt. Allerdings hat sich das Wandbild so stark gewandelt,
dass es mit der traditionellen Gattung kaum noch Gemeinsamkeiten
aufweist.
Das gemalte Bild hat bei Daniel Koch eine gleichwertige Funktion
im Kunstwerk wie der gefundene Gegenstand. Anders als im Nouveau
Réalisme und der Pop Art bildet der Einzelgegenstand
hier das künstlerische Thema, indem er lediglich auf
der Ebene seiner Erscheinung behandelt wird, seiner Bedeutung
enthoben und damit der Selbstbedeutung überlassen wird.
Daniel Koch nennt seine Werkreihe "Doppelstücke",
aber dass sich hinter diesem Titel eine Kombination von
Objekt und Bild verbirgt, wird erst bei der Betrachtung der
Werke deutlich. Denn bei dem einen "Stück"
handelt es sich um ein unverändertes Fundstück
- das verdoppelnde Stück dagegen ist gänzlich das
Werk des Künstlers, ein "Gemälde", das
exakt den Umriss des Fundstückes wiederholt, in
der Stärke des Bildträgers mit diesem vergleichbar
ist und in seinen Farben eine Antwort auf dessen Farben darstellt.
Durch diese Verdoppelung entsteht eine Symmetrie, die die
Zufälligkeit des Fundstückes aufhebt und in die
Ordnung des sich an der Wand präsentierenden Kunstwerkes
überführt. Der Künstler lässt sich die
verschiedenen Farbtöne vom Fundstück
vorgeben – insofern unterwirft er sich auch hier
den Bedingungen des Fundstückes; aber was er daraus macht,
ist gewissermaßen eine Variation über ein Thema,
welche sich in chromatischem Reichtum entfaltet. Zwischen
den Farben des Fundstückes und der farblichen Gestaltung
des Gegenstückes entsteht ein Dialog, der den Betrachter
immer neue Nuancen der Farbwerte in beiden Teilen entdecken
lässt. Was sich auf diese Weise vollzieht, ist eine Ästhetisierung
des Fundstückes, jedoch ohne dass die Erinnerung an dessen
ursprüngliche Alltagsfunktion – Abdeckplatte einer
Betonmischmaschine, Deckel einer Tonne, Verkleidung einer
Kinderwiege usw. – verloren ginge.
Der Zivilisationsabfall wird in das Kunstwerk mit hinein genommen
und bekommt in Form des Fundstücks ablesbare Vergangenheit
und sinnliche Präsenz in einer Weise, die ihn zur Grundlage
eines Kunstwerks werden lässt. Die Wahrnehmung solcher
stiller materialer Qualitäten gewinnt in einer Zeit zunehmender
Virtualität und Geschwindigkeit zwar neue Bedeutung,
jedoch ist in den Arbeiten von Daniel Koch keinerlei Widerstreit
hierin zu spüren. Das Kunstwerk verweigert sich somit
einer lange Zeit geforderten plakativen Zivilisationskritik,
umso mehr lädt es ein zur Kontemplation.
Prof. Dr. Volker Herzner, Kunsthistoriker
KUNSTHAUS OGGERSHEIM
Schillerplatz 2
67071 Ludwigshafen-Oggersheim
Tel.: 0621/ 68 55 411
Galeristin Marina Miresova-Feider
eMail: info@kunsthaus-oggersheim.de
www.kunsthaus-oggersheim.de
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Daniel Koch, "graubraun und graubraun
Fundstück: verfärbtes Blech
Acryl / Rostpulver in Acryl auf Leinwand und Holz
Durchm.: 56,5cm - Tiefe: 9cm
Durchm.: 56,5cm - Tiefe: 4,5cm
2001

Daniel Koch, "rotblau und rotblau
Fundstück: Lack / Staub auf Blech
Acryl auf Leinwand und Holz
131 x 70 x 5,5 cm
131 x 70 x 4,5 cm
2001
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