20. Februar - 18. April 2009, Kunsthaus Oggersheim


Fundstücke und
ihre Interpretationen

 

 


DANIEL KOCH

ERÖFFNUNG: am Freitag, den 20. Februar um 19 Uhr
Einführung: Marina Miresova-Feider
Musik: Irina Kawerina (Akkordeon)

Das Wandbild, über Jahrhunderte hinweg Medium künstlerischer Gestaltung, hat in der Moderne gegenüber neuen Gattungen so stark an Bedeutung verloren, dass es schon vielfach totgesagt worden ist. Dennoch hat es als ein legitimes Ausdrucksmittel keineswegs abgedankt, wie auch Daniel Koch in seiner Arbeit unter Beweis stellt. Allerdings hat sich das Wandbild so stark gewandelt, dass es mit der traditionellen Gattung kaum noch Gemeinsamkeiten aufweist.
Das gemalte Bild hat bei Daniel Koch eine gleichwertige Funktion im Kunstwerk wie der gefundene Gegenstand. Anders als im Nouveau Réalisme und der Pop Art bildet der Einzelgegenstand hier das künstlerische Thema, indem er lediglich auf der Ebene seiner Erscheinung behandelt wird, seiner Bedeutung enthoben und damit der Selbstbedeutung überlassen wird.
Daniel Koch nennt seine Werkreihe "Doppelstücke", aber dass sich hinter die­sem Titel eine Kombination von Objekt und Bild verbirgt, wird erst bei der Betrachtung der Werke deutlich. Denn bei dem einen "Stück" handelt es sich um ein unverändertes Fund­stück - das verdoppelnde Stück dagegen ist gänzlich das Werk des Künstlers, ein "Gemälde", das exakt den Umriss des Fundstückes wieder­holt, in der Stärke des Bildträgers mit diesem vergleichbar ist und in seinen Farben eine Antwort auf dessen Farben darstellt.
Durch diese Verdoppelung entsteht eine Symmetrie, die die Zufälligkeit des Fundstückes aufhebt und in die Ordnung des sich an der Wand präsentierenden Kunstwerkes überführt. Der Künstler lässt sich die verschiedenen Farbtöne vom Fundstück
vorgeben – inso­fern unterwirft er sich auch hier den Bedingungen des Fundstückes; aber was er daraus macht, ist gewissermaßen eine Variation über ein Thema, welche sich in chromatischem Reichtum entfaltet. Zwischen den Farben des Fundstückes und der farblichen Gestaltung des Gegenstückes entsteht ein Dialog, der den Betrachter immer neue Nuancen der Farbwerte in beiden Teilen entdecken lässt. Was sich auf diese Weise vollzieht, ist eine Ästhetisierung des Fundstückes, jedoch ohne dass die Erinnerung an dessen ursprüngliche Alltagsfunktion – Abdeckplatte einer Betonmischmaschine, Deckel einer Tonne, Verkleidung einer Kinderwiege usw. – verloren ginge.
Der Zivilisationsabfall wird in das Kunstwerk mit hinein genommen und bekommt in Form des Fundstücks ablesbare Vergangenheit und sinnliche Präsenz in einer Weise, die ihn zur Grundlage eines Kunstwerks werden lässt. Die Wahrnehmung solcher stiller materialer Qualitäten gewinnt in einer Zeit zunehmender Virtualität und Geschwindigkeit zwar neue Bedeutung, jedoch ist in den Arbeiten von Daniel Koch keinerlei Widerstreit hierin zu spüren. Das Kunstwerk verweigert sich somit einer lange Zeit geforderten plakativen Zivilisationskritik, umso mehr lädt es ein zur Kontemplation.
Prof. Dr. Volker Herzner, Kunsthistoriker

KUNSTHAUS OGGERSHEIM
Schillerplatz 2
67071 Ludwigshafen-Oggersheim
Tel.: 0621/ 68 55 411

Galeristin Marina Miresova-Feider
eMail: info@kunsthaus-oggersheim.de
www.kunsthaus-oggersheim.de

 


Daniel Koch, "graubraun und graubraun“
Fundstück: verfärbtes Blech
Acryl / Rostpulver in Acryl auf Leinwand und Holz
Durchm.: 56,5cm - Tiefe: 9cm
Durchm.: 56,5cm - Tiefe: 4,5cm
2001


Daniel Koch, "rotblau und rotblau“
Fundstück: Lack / Staub auf Blech
Acryl auf Leinwand und Holz
131 x 70 x 5,5 cm
131 x 70 x 4,5 cm
2001